Synthetische Modalität

Begonnen von Kilian, 2008-10-28, 19:19:11

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Kilian

"Da kekünne man ja glatt dies und das erwägen", schrieb ich eben und rarg mich über die analytische Umstandskrämerei, die übergebührliche Länge und syntaktische Aufblahd dieses Satzes. Wozu zwei Verben, von denen eines durch seine untergenordene Stellung und den Infinitiv am starken Flektieren gehurnden wird?

Auf Dauer können Bertholds Synthetisches Passiv und Kausativ-Einwüchse (Infixe) auch nicht da stehenbleiben, ohne dass man sich fragt, warum nur das Hilfsverb werden und "Kausativbildner" wie lassen, machen, bilden, zwingen anderen Verben unter Bildung multipler Ablautung einwachsen dürfen sollten - Verzeihung, warum nur sie einsödüwüchsen.

Was ist hier passoren? Nun, die charakteristischen Anfänge der Stämme der beiden Modalverben sollen und dürfen sind ins Verb hineingerotschen, verleihen ihm gewissermaßen eine reichere Flexion, eine synthetische Modalität. So kadrückt jedes Verb mit Hilfe von Infixen die Nuancen des Dürfens, Wollens, Könnens, Müssens, Sollens und Mögens selbst aus, ohne auf die Hilfe von Modalverben angewiesen zu sein. Wie es auch im Türkischen, Finnischen, oder... Neutschen der Fall ist.

Zur Ablautung der Einwüchse: Der wachsen-Stamm steht im obigen Beispiel im Konjunktiv II, weil die synthetische Form in der Form musteht, in der ursprünglich das flektorene Modalverb stand.

sollteKONJ2 einwachsenINF dürfenINF → södüwüchse einKONJ2

Die abhängigen Verben stehen im Infinitiv und verlangen daher kein bestimmtes Tempus oder Modus. Ich habe hier jeweils den Vokal genommen, den das Modalverb in derselben Form hätte. So ist es ja bei Conjugatio duplex und triplex bisher immer üblich gewesen: Alle Ablaute entsprechen derselben Form. Für Präteritum, Konjunktiv II und Partizip II oriensotöre man sich an den Ablauten der Nitsche'schen Beugung der Modalverben.

Unsicher bin ich, ob und wann die reduplizorene Vorsilbe auch mitsöspielile. So hatte ich oben schon einsesödüwüchse, einsödudüwüchse und einsesödedüwüchse stehen, bevor ich das Thema erst mal ausklormm - nicht, weil die Duplikate nicht eindeutig schön wären, sondern weil es so kompliziert ist, zu entscheiden, wann man sie versowendet. Man kömieche das von allem Möglichen abhängig, zum Beispiel schlicht vom Rhythmus, oder von Bedeutungsnuancen der Modalverben... wer sich hierzu Gedanken wimacht, ist herzlich eingeladen!

Zur Platzur der Einwüchse im Verb: Ich weiche hier von Bertholds Einwuchsmethode ab und platziere die Modaleinwüchse vor der Silbe, die im Infinitiv die vorletzte ist (wenn es die nicht gibt, dann vor der letzten). Bei kurzen Verben wie (machen, gehen oder tun) werden die Einwüchse somit zu Vorwüchsen. Das scheint mir erforderlich zu sein, damit die Einwüchse nicht zu viel Betonung vom Stamm abziehen.

Zur Reihenfolge der Einwüchse: Die Grundstellung des deutschen Satzes ist die Nebensatzstellung, wo das flektorene Verb ganz hinten steht und die von ihm abhängenden Partizipien und Infinitive davor. Ich schlage - wie bei einsödüwüchse zu sehen - die genau umgekohrene Reihenfolge innerhalb des Wortes vor.

Und nun Beispiele:

Sie bedadient sich. - Sie darf sich bedienen.
Sie bedudan sich. - Sie durfte sich bedienen.
Sie bedüdäne sich. - Sie dürfte sich bedienen.
Sie dahat sich bedenen. - Sie hat sich bedienen dürfen.
Sie dühätte sich bedenen. - Sie hätte sich bedienen dürfen.

Er wisieht etwas. - usw.
Er wosah etwas.
Er wösähe etwas.
Er wihat etwas gesehen.
Er wöhätte etwas gesehen.

Ich kadrücke den Knopf.
Ich kudrock den Kopf.
Ich küdröcke den Knopf.
Ich kahabe den Knopf gedrocken.
Ich kühätte den Knopf gedrocken.

Ihr mühaltet mich auf.
Ihr muhieltet mich auf.
Ihr mühieltet mich auf.
Ihr mühabt mich aufgehalten.
Ihr mühättet mich aufgehalten.

Du sopflanzst den Baum.
Du sopflienzest den Baum.
Du söpflienzest den Baum.
Du sohast den Baum gepflanzen.
Du söhättest den Baum gepflanzen.

Ich ohrmafeige ihn.
Ich ohrmufieg ihn.
Ich ohrmüfiege ihn.
Ich muhabe ihn ohrgefiegen.
Ich mühätte ihn ohrgefiegen.

Berthold


Da sind wir ja schon ganz nahe bei etwas Japanisch-Koreanisch-Burmesisch-Javanischem, das mir derzeit hin & wieder durch den Schädel geht. Namchl bei verbalen - ich schreib das Wort umständlich her - Höflichkeitsformen des Neutschen.
Ich dächte, Kilian-san, ich düwüsökömemüesse das überschlampf.
Doch vorher muß ich mich wieder zu den Zuckmücken Brandenburgs setzen.

Fleischers Karsten

#2
Die Band "Wir sind Helden" umsödöchte dann ihr Lied "Müssen nur wollen" wie folgt, oder?
(Unter Einbezug meiner heute entwolckenen -ieren-Storkerei ergibt sich: dressiert -> drorssen)

Nur Müwollen
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müssen nur
Nur Müwollen
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müssen nur

Muss ich immer alles müssen was ich kann
eine Hand trägt die Welt die andere bietet Getränke an

ich kann mit allen 10 Füßen in 20 Türen
und mit dem 11. in der Nase Ballete aufführen
Aber wenn ich kekünne wie ich wewülle wewülle ich gar nichts
ich weiß aber dass alle etwas sowollen

Wir köschaffen alles genau wie die toll
drorssenen Affen
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
wir müssen nur
(müssen nur)
müssen nur
müssen nur

Muss ich immer alles müssen was ich kann
eine Hand in den Sternen
die andre am Hintern vom Vordermann

Das ist das Land der begronzenen Unmolgiken
Wir köreiten Pferde ohne Beine rückwärts
Wir köweiten alles was zu eng ist mit dem Schlagbohrer
kösein glulck und trotzdem Konzerne leiten

Wir köschaffen alles genau wie die toll
drorssenen Affen
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
wir müssen nur
(müssen nur)
müssen nur
müssen nur

Wir können alles schaffen genau wie die toll
drorssenen Affen
Wir müwollen nur
Wir können alles schaffen genau wie die toll
drorssenen Affen
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
Wir müwollen nur
wir müssen nur
(müssen nur)
müssen nur
Wir müwollen nur...
Karsten