Reader's Digest

Begonnen von Günter Gans, 2006-01-03, 00:35:01

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Stollentroll

Zitat von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:41:55
Übrigens hielt sich der Umlaut recht lange, besonders in der Theatersprache des 19. Jahrhunderts war er Pflicht:
kommen; ich komme, du kömmst, er kömmt.

Verwendlichkeit fand diese Form auch noch viel später.
Der geniale Sünkronsprächer Rainer Brandt liess Tony Curtis in der Serie "Die Zwei" zu Roger Moore sagen :
"Horch, eine Benzinkalesche kömmet."
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

VerbOrg

#61
Katakura bat um Auflist einer PerVers-4-Bücherliste.

Da ich nicht über alle literarischen Werke so genau im Bilde bin, die dort kursoren, hier ein kleiner Ausschnitt:

Hier vorgestollen war bereits:

Mark Dunn - "Ella Minnow Pea" (deutscher Übersatz von Henning Ahrens als "Nollops Vermächtnis)

Weiterhin bracht ich dem Scheff (abgesehen von einigen Matzbächen) noch die folgenden Werke zur Weiterlas mit:

Theodor Ickler - "Falsch ist richtig"
so eine Art Blick hinter die Kulissen der Rechtschreibreform(er)
trotz der Verweise auf eine gewisse Zeitung, deren Namen zu nennen in der GSV schändlich wäre, im Klappentext und im Untertitel (Schtichwort: Schlechtschreibreform), ganz interessant zu lesen.
Ob das Buch auch scheffseits auf Zustimmung stößt, bleibt abzuwarten.

Ruprecht Skasa-Weiß - "Fünf Minuten Deutsch"
Hierbei handelt es sich um eine Solmm von Sprachkolumnen, die jeden Sonnabend in der Stuttgarter Zeitung veruffentlochen werden. Nicht ganz so lustig wie die Zwiebelfische, dafür aber zum Nachdenken anregend.

Die "Geschichte der Deutschen Sprache" von Otto Behagel kann ich weniger vorstellen, da ich sie nicht gelesen habe. Lautverschübe etc. sind nicht soo interessant für eine VerbOrg.
Die Lingusten unter Euch könnten das Büchlein eventüll ganz interessant finden, ich interessiere mich ja eher für Gegenwarzsprache.

Absolut uneingeschronken empfehlenswert ist auf jeden aller Fälle

Hans Weigel - "Die Leiden der jungen Wörter - ein Antiwörterbuch"
Nein, kein Anti-Wörterbuch, sondern ein Antiwörter-Buch.
Als Stichwörterbuch sticht es nach modischen Neuwörtern, als Nachschlagewerk schlägt es nach Sprachmarotten. Und das Ganze sehr unterhaltsam, lustig, teilweise auch in Dialogen zwischen Wörtern abgefassen und hin und wieder auch sehr streitbar.
Das mit den Neuwörtern sollte man heutzutage nicht ganz so ernst nehmen, das Buch ist schon aus dem Jahr 1976 (als Taschenbuch erstmals im April 1979 im dtv veruffentlochen)
Antiquarisch ist's noch gut erhältlich.

Fleischers Karsten

So, hier nun meine perverse Bücherliste (Ja, die hatte ich alle mit. Mein Rücken leidet immer noch unter dieser Last des Bücherschrankes):

Bartels, Klaus – Wie Berenike auf die Vernissage kam
Betcke, Bruno – Deutscher Sprach-Ratgeber
Cropp, Wolf-Ulrich – Das andere Fremdwörterbuch
Jandl, Ernst – Das Öffnen und Schließen des Mundes
Kaczmarek, Peter – 1x Jenseits und zurück
Kluge, Friedrich –Deutsche Sprachgeschichte
Kluge, Friedrich – Unser Deutsch
Macheiner, Judith – Das grammatische Varieté
Osman, Nabil – Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft
Pinker, Steven – Der Sprachinstinkt
Schneider, Wolf – Deutsch für Kenner
Storfer, A.J. – Im Dickicht der Sprache
Storfer, A.J. – Wörter und ihre Schicksale
Storz, Gerhard – Umgang mit der Sprache
Twain, Mark – The Awful German Language / Slovenly Peter
Wadler, Arnold – Der Turm von Babel
Wasserzieher, Ernst – Bilderbuch der deutschen Sprache
Wustmann, Gustav – Sprachdummheiten, Hrsgbr. Schulze, Werner

Viele der Bücher habe ich bereits im Faden Reader's Digest besprochen, einige andere toochen als Quelle für Ideen irgendwo in anderen Fäden auf. Die relsten werde ich demnächst auch noch bei Reader's Digest kurz vorstellen.
Karsten

katakura

... besten dank für die listen! ...
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Fleischers Karsten

Noch ein paar Buchtips aus dem Antikwariat:

,,Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs" von Dr. Theodor Matthias ist ein äußerst interessantes Buch. Mir liegt die fünfte Auflage aus dem Jahre 1921 vor, erschienen bei Friedrich Brandstätter, Leipzig.

Auf beinahe 500 Seiten geht Matthias auf fast alle erdenklen Probleme der deutschen Sprache ein und beginnt auf der zweiten Seite direkt mit einer Sache, die Amy erst vor ein paar Monaten für die GSV konkretisor. Matthias schreibt:

Unsere Sprache scheint nicht mehr so triebkräftig, um aus reinen Wurzeln neue einfache Wörter mit Hilfe einfacher Konsonanten zu bilden, selbst Reihen gleicher Bildungsart, wie etwa die Hauptwörter auf t von b- und m-Stämmen (geb-en: Gift, heben: Heft, hab-en Haft; (ver)nehmen: Vernunft, (an)komm-en: (An)kunft), oder auf -st neben n-Stämmen (brenn-en: Brunst, gönn-en: Gunst, gewinn-en: Gewinst, spinn-en: Gespinst; (ab)spann-en: Gespenst; könn-en: Kunst) gesellt sich heute kaum ein neues Glied bei.

Auf Seite 25 beweist sich Matthias bereits als ein Stärker der Substantive – ganz in unserem Sinne. So schreibt er doch dort:

Überhaupt setze man keine schwerfällige Bildung auf -heit neben vorhandene auf -e, wie Großheit, Dürrheit, umgekehrt eher die knappen Formen auf -e neben den eingebürgerten auf -heit, wie Trockene der Felder oder die Flaue der Börse.

Sehr umfangreich, manchmal etwas verschroben, häufig leider unübersilcht, dennoch zielm empfehlenswert, dieses Werk.

,,Sprachleben und Sprachschäden" wird auch erwåhnen in einer Fußnote der Einlitt eines sehr hilfreichen Nachschlagewerkes, welches mir Mr. Magoo letztes Jahr empfahl: ,,Grunows grammatisches Nachschlagebuch". Ich besitze es in der ersten Auflage aus dem Jahre 1906, Verlag Wilhelm Grunow, Leipzig. Schon im Vorwort wird auch auf einen weiteren alten Bekannten hingewiesen: Gustav Wustmann mit seinen ,,Allerhand Sprachdummheiten". Das Ungewohnle und auch Schöne an diesem grammatischen Nachschlagewerk ist, das es alphabetisch geornden ist und keinerlei Anspruch darauf erhebt, eine Einfuhr in die deutsche Sprache oder Grammatik zu sein. Weißte nit wat Kausativ is, kuckste unter 'k'! Sehr nultz!

Ebenfalls eine Empfuhl von Mr. Magoo war ein Buch mit dem schnöden Titel ,,Die deutsche Sprache" aus dem Fachbuchverlag – richtig – Leipzig, Jahrgang 1959, verfassen von einem Autorenkolletiv. Als ,,Lehr- und Übungsbuch für Ingenieurschulen, Fachschulen und Erwachsenenbildung" tituloren, ist es derart umfassend, dass es schier unglaulb erscheint. Von der indogermanischen Herkunft der deutschen Sprache über Grammatik, Syntax, Interpunkt über Stil-, Aufsatz- und Formenlehre bis hin zur Sprecherzug (Vortrag von Gedichten, Lesen von Dramen) ist alles drin, inklusive Uftaufgaben. Witzig muten die Beispülsätze an, die häufig einen sozialistischen Tatsch haben: ,,Wir lernen aus der sowjetischen Wissenschaft, der fortschrittlichsten Wissenschaft der Welt, immer wieder Neues." Ebenso entbehren auch beispülhafte Briefe und Berichte nicht einer gewissen Komik, wie etwa der ,,Nachtwachenbericht einer Säuglingsschwester".
Insgesamt ein gans großartiges Lehrbuch, das kaum Fragen offen lässt.

Karsten

Günter Gans

Über die letzten Wochen norven uns allerlei Medien mit dem Treiben einer blonden Individua, deren Name irgendwie mit Hauptstädten und Hotelketten zu tun hat.

Warum fiel mir dazu Erich Kästners Gedicht ein?

Sogenannte Klassefrauen

Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
weil es Mode ist, die Nägel rot!
Wenn es Mode wird, sie abzukauen,
oder mit dem Hammer blau zu hauen,
tuns sie's auch und freuen sich halbtot.

    Wenn es Mode wird, die Brust zu färben
    oder - falls man die nicht hat - den Bauch...
    wenn es Mode wird, als Kind zu sterben
    oder sich die Hände gelb zu gerben
    bis sie Handschuh'n ähneln, tun sie's auch.

Wenn es Mode wird, sich schwarz zu schmieren,
wenn verrückte Gänse in Paris
sich die Haut wie Chinakrepp plissieren,
wenn es Mode wird, auf allen Vieren
durch die Stadt zu kriechen, machen sie's.

    Wenn es gälte, Volapük zu lernen,
    und die Nasenlöcher zuzunähn
    und die Schädeldecke zu entfernen
    und das Bein zu heben an Laternen
    morgen könnten wir's bei ihnen seh'n.

Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln
immer auf den ersten besten Mist.
Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln!
Und sie sind auf keine Art zu zügeln,
wenn sie hören, daß was Mode ist.

    Wenn's doch Mode würde, zu verblöden!
    Denn in dieser Hinsicht sind sie groß.
    Wenn's doch Mode würde, diesen Kröten
    jede Öffnung einzeln zuzulöten,
    denn dann wären wir sie endlich los.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

katakura

#66
... klasse! ;D ... und ja, DANN hätte es sich ausgehiltont ... aber leider wird uns diese freude versagt und darum ebenjene dame wohl noch eine ganze weile medial erhalten bleiben ...

... meine großmutter pflegt angesichts solcher leute stets verständnisvoll zu sagen: "naja, besser als arbeiten!" :D :D :D
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

VerbOrg

Beim Stöbern in einem Buchladen sah ich ein Buch titels "Der Coup, die Kuh, das Q" von Cus, dachte an unseren Ku und kuf es unbesehen.
Darin finden sich viele Kuriosa bezulg der Sprache. Interessante Wortspielereien gibt's viele, aber man kann sich auch auf eine lutzige Fehlersuche begeben. Werd ich wohl zur näxten PerVers mitbringen.

VerbOrg

#68
Beim samstälgen erneüten Stöbern im Antikwariat stießen die Gräte und ich auf "Wolfgang Ratkes Schriften zur deutschen Grammatik (1612-1630)" von Erika Ising, veruffentlochen im Akademie-Verlag Berlin im Jahre 1959.

Der erste Teil besteht in einer Abhandlung über die Schriften Ratkes, aber dann kann man ins 17. Jahrhundert eintauchen. Es wird erkluren, wie Papier und Feder handzuhaben sind, wie man Buchstaben aus gleichartigen und ungleichartigen Strichen zusammensetzt und - im Kapitel über die Wortschickungslehr geht es auch um das Thema Flexion.

Bleistifte:

ich dresche- ich drasch- ich habe gedroschen
ich schmeltze- ich schmaltz- ich habe geschmoltzen
ich berste- ich borste- ich bin geborsten
ich komme vmb- ich kam vmb- ich bin vmbkommen
ich nieße- ich noß- ich habe genoßen
ich hincke- ich hanck- ich habe gehuncken

und als Beispiele für Bedeütungsvnterschiede:

ich seüge- ich seügete- ich habe geseüget
ich sauge- ich soge- ich habe gesogen

Schon allein die Art, wie Ratke sich in Frage- und Antwortspielchen über die Sprache, die er untersucht hat, auslässt, ist des Schmökerns in dem Büchlein wert.

Ein Mitbringsel für die näxte PerVers...

Fleischers Karsten

#69
Unser wertes Mitglied Reimbeutel alias Michael Schönen war so bescheiden, seine eigenen Bücher hier nicht anzupreisen. Deshalb tu ich es jetzt für ihn.

"Frohe Kunden" ist erschienen im Fischer Verlag in der Reihe "Hell und schnell. Komische Gedichte vorgestellt von Robert Gernhardt (!)". Ein paar Kostproben daraus hat der Reimbeutel ja hier schon im Forum hinterlassen. Das ganze Buch ist auf diesem Niewo: jedes Gedicht perfekt in Rhythmus und Reim und zum Schreien komisch.

Aberwitzig ist auch "Bilden Sie mal einen Satz mit...", ebenfalls in der "Hell und schnell"-Reihe erschienen. 555 Kurzgedichte von etlichen Autoren als Ergebnis eines Dichterwettstreits, 40 davon alleine vom Reimbeutel. Ein Beispiel - Bilden Sie mal einen Satz mit Chile:

Daß ich so oft daneben ziele,
hat einen guten Grund: Ich Chile.

(Wäre übrigens auch 'ne schöne Idee für einen neuen Faden.)

Aus Gründen der Solidarisust fühle sich jedes GSV genotagen, diese beiden Bücher kaulf zu erwerben. Kosten jeweils schlappe acht Euronen und sind jeden Cent davon wert.
Karsten

Ku

Ich habe mir auf eure freundlichen Räte folgende Bücher bestollen und heute erhalten:

Cus: Der Coup, die Kuh, das Q (wobei der welsche Coup wegen näher liegender Möglichkeiten durch ,,der Ku" zu ersetzen wäre)

Bilden Sie mal einen Satz mit ....

Bernstein: Luscht und Geischt

Moszkowski: Mensch, reime dich!

und schließlich

des Reimbeutels Schönen: Frohe Kunden.

Letzteres ziehe ich mir gerade rein und mache mir Lachens fortgesetzt und nachhaltig in die Hose. Zwei Gläser Riesling, die eigentlich andere Aufgaben erfüllen sollten, sind schon wech.   

Fleischers Karsten

Zitat von: Ku in 2007-12-01, 21:38:10
und schließlich

des Reimbeutels Schönen: Frohe Kunden.

Letzteres ziehe ich mir gerade rein und mache mir Lachens fortgesetzt und nachhaltig in die Hose. Zwei Gläser Riesling, die eigentlich andere Aufgaben erfüllen sollten, sind schon wech.   

Sehr schön! rrr51 hat letztens den Reimbeutel gedrongen, mit auf die näxte PerVers zu kommen. Wär schon lustig, wenn er mitkäme.
Karsten

Fleischers Karsten

Ein sehr hübsches Büchlein für die Freunde der Karikatur fiel mir letzten Samstag in die Hände. "Zeltene Tiere" von Attik Kargar (der von "Kargar trifft den Nagel" auf Comedy Central), erschienen im Brücke Verlag Kurt Schmersow, ISBN 3-87105-031-8.

Superklasse Zinchen von so schönen Tieren wie: Tittenfisch, Axthase, Brustwarzenschwein, Taubenhaucher etc.

Den Klappentext finde ich zitierenswert:

Ich finde dieses Buch lebenswichtig. Denn hier werden Fragen aus dem Tierreich beantwortet, die Sie sich so noch gar nicht gestellt haben. Wie diese hier: Ein Luchs startet in der Mittagssonne mit 65 km/h in Kamerun. Gleichzeitig startet an der Elfenbeinküste ein Gepard mit 120 km/h. Wann treffen der Luchs und der Gepard im Kongo aufeinander, wenn der Luchs unterwegs drei Antilopen reißt und bei einem Glas Bier eine viertel Stunde lang eine verschreckte Hyäne ordentlich durchnudelt und der Gepard auf halber Strecke über einen Elefantenrüssel stolpert und sich anschließend seine blöde Fresse sage und schreibe fünfundfünfzig Meter mit 6 km/h am trockenen Wüstenboden aufschubbert.

Marcel-Reich-Ranicki-Imitator
Karsten

Fleischers Karsten

Meine Vermieterin und ich besitzen jetzt jeweils ein Exemplar von "Zeltene Tiere" mit Wumd, Zinch und Signat des Autors. Danke, Herr Kargar!

P.S.: Herr Kargar hat auch ein schönes Hobby, wie es in dem Nachspann des Buches zu lesen ist:

In seiner Freizeit sammelt Attik Kargar antike Ambosse, hat aber noch keinen.

P.P.S.: Der hat auch 'ne Heimseite.

P.P.P.S.: Ich seh' gerade, dass seine Künstlervermulttagentur in der Hand einiger Opladener ist. Und die vermitteln auch Ralf Schmitz, der ja auch bekulnnt Opladener ist. Und Johann König, der sich in Opladen steuerberaten lässt.
Karsten

Günter Gans

Die Leute von dieser Universitätsbuchhandlung haben den Kalk im Naschen – kurbelt Euch mal durch deren Rezensionen (Stichwort: 1. April), da sind paar Trouvaillen bei.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)